Der Wahnsinn hat einen Namen: SG Oldenburg/Göhl! Die Bezirksliga-Kicker aus Norddeutschland haben eine Aufholjagd hingelegt, die im deutschen Fußball vielleicht einmalig ist.
Im "Meister der Meister" genannten Flens-Cup treten in Schleswig-Holstein von der Oberliga bis zur Kreisklasse C alle Erstplatzierten der vorigen Saison gegeneinander an. Im Achtelfinale empfing am vorigen Dienstag die SG O/G im Duell zweier Verbandsligisten den SV Wasbek. Lange sah es nach einer klaren Angelegenheit für die Gäste aus, dann aber geschah das Unfassbare: Aus einem 0:7-Rückstand (!) machten die Hausherren noch ein 7:7, wobei der Ausgleich in der siebten Minute der Nachspielzeit fiel, und triumphierten schließlich mit 12:11 nach Elfmeterschießen. Jens Theuerkauf, gemeinsam mit den beiden Spielertrainern Lars Brunner und Pascal Janner für die Göhler verantwortlich, kann immer noch kaum glauben, was sich da auf dem Schauenburger Platz in Oldenburg abgespielt hat.
Jens Theuerkauf: Nein, das war absolut irre. So etwas hat sicher noch keiner von uns erlebt. Es ist der reine Wahnsinn, wie viele Leute uns inzwischen darauf angesprochen haben.
Erzähl mal bitte, wie dieses Ergebnis zustande kam!
Theuerkauf: Der SV Wasbek ist ein ambitionierter Verein, bei dem unter anderem einige Jungs aus der Jugend von Holstein Kiel spielen. Sie sind in diesem Sommer aus der Kreisliga A aufgestiegen und stehen auch eine Klasse höher in der Verbandsliga an der Spitze. Bevor sie jetzt zum "Flens-Cup" zu uns gekommen sind, hatten sie nur ein Spiel verloren, daher wussten wir, was auf uns zukommt.
Aber mit so einer Vorführung, zumindest in der ersten Halbzeit, habt Ihr nicht gerechnet, oder?
Theuerkauf: Nein! Und auch wenn sich das bei einem Halbzeit-Stand von 0:6 blöd anhört: Es ist unglücklich verlaufen, denn wir hatten gleich eine gute Chance und hätten in Führung gegen können. Dann aber hat Wasbek uns richtig auseinandergenommen.
Wie habt Ihr in der Pause die Truppe noch bei Laune halten können?
Theuerkauf: Was willst du da sagen? Wir haben es mit Parolen wie ‚Die zweite Halbzeit fängt mit 0:0 an‘ versucht, aber letztlich weiß man doch im Fußball, dass es bei so einem Spielstand nur noch darum geht, Schlimmeres zu verhindern.
Theuerkauf: Erst einmal haben wir ja das 0:7 kassiert, und ich habe nur gehofft: Hoffentlich wird das nicht zweistellig. Als Silas Bünning in der 58. Minute das 1:7 gelungen ist, hat von uns niemand daran gedacht, welche Wendung dieses Spiel noch nehmen würde.
Ab wann habt Ihr denn dran geglaubt?
Theuerkauf: Ab dem 4:7 durch Mats Burmeister wurde die Situation anders. Das war in der 77. Minute, also hatten wir noch ein bisschen Zeit. Nicht nur die Jungs auf dem Platz, sondern auch Zuschauer haben gemerkt: Jetzt geht noch was. Die wurden immer lauter, die erste Mannschaft ist nach ihrem Training dazugekommen und die A-Jugend. Da war dann Stimmung, außerdem wurde Wasbek immer nervöser. Die haben dann teils haarsträubende Fehler gemacht, mit denen man nach deren Vorstellung in der ersten Halbzeit nicht gerechnet hätte.
Das 6:7 und schließlich der Ausgleich zum 7:7 fielen in der Nachspielzeit. So etwas nennt man Herzschlagfinale …
Theuerkauf: Wir haben einfach immer weiter nach vorne gespielt, zumal wir am Schluss ein Mann mehr auf dem Platz waren. Wasbek hat sich eine kuriose Gelb-Rote Karte eingehandelt, einer von denen hatte Gelb gesehen, dann gab es ein kleines Gerangel, und er musste sich behandeln lassen. Dann ist er einfach wieder aufs Feld gelaufen, ohne sich beim Schiri anzumelden. Als das 7:7 gefallen ist, sind natürlich alle Dämme gebrochen. Unglaublich, was da los war!
Noch aber war die Partie nicht gewonnen. Wie habt Ihr die Situation beruhigen können, damit sich die Jungs noch aufs Elfmeterschießen konzentrieren?
Theuerkauf: Das war nicht so einfach! Wir mussten ja fünf Leute finden, die schießen wollen. Mats Burmeister und Silas Bünning waren natürlich gesetzt, nachdem sie vorher jeweils dreimal getroffen hatten. Dann hatten wir schon mit dem fünften Elfmeter den Matchball, haben den aber erst einmal verdaddelt. Weil Wasbek auch verschossen hat, war der sechste Elfer durch Jean Kaupisch schließlich entscheidend
Und dann?
Theuerkauf: Jubel ohne Ende! Wenn das am Wochenende gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich das Vereinsheim abgerissen, das wird ja eh renoviert (lacht). So aber sind alle nach einem Bierchen nach Hause gegangen, weil wir ja am nächsten Morgen wieder raus mussten. Mats Burmeister zum Beispiel ist Polizeianwärter in Hamburg, der hatte also eine Strecke zu fahren, und Silas Bünning ist mit seiner Freundin nach Ägypten in den Urlaub geflogen.
Theuerkauf: Leider nicht. Am Freitag mussten wir schon wieder in der Verbandsliga Ost ran und haben 0:2 in Sarau/Bosau verloren. Wasbek aber hatte wohl an der kuriosen Flens-Cup-Niederlage bei uns zu knacken, die haben nämlich das nächste Spiel zu Hause 3:5 verloren – nach 2:1-Führung.
Cookies
Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrung zu verbessern und den Website-Verkehr zu analysieren. Wenn Sie weiter surfen, gehen wir davon aus, dass Sie dessen Verwendung akzeptieren.
Überprüfen Sie Ihr Alter!
Der Zugriff auf diese Website, der Benutzer müssen über 18 Jahre alt. Bestätigen Sie, dass Sie 18 Jahre alt sind